Andacht zu So, 10-4-2020 Jes 40,26-→31 von Doris Mertke
Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? ... Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug den Unvermögenden. … Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. Jes 40,26a.29.31
Die jetzige Zeit wird als Corona-Zeit in meiner Biographie verankert sein, auch dann noch, wenn längst alles vorbei und Geschichte ist. So sehr anders ist es eben. Die Gefühle dazu sind unterschiedlich, je nachdem wie und wo es einen trifft: Mit Haus und Garten bestückt, vielleicht auch noch im Homeoffice mit verschlankter Aufgabenfülle versehen, kann sogar so etwas wie Urlaubsgefühl aufkommen. Bei einer Familie mit 2 Kindern in der 3-Zimmer-Wohnung, die nicht mal einen Balkon hat und der Verdiener bereits in Kurzarbeit ist und die Sorge um den Arbeitsplatz ständig rum kriecht, sieht es gewiss anders aus. Andere sind noch mehr betroffen, erleben Leid und Schrecken.
Aber, ganz gleich wie sich bei dem Einzelnen diese Zeit in die Biographie prägt: Eines erleben gerade wir alle: Die Zukunftsplanung ist uns mal eben durch die Ereignisse aus der Hand genommen. Wir reagieren auf das, was uns da so entgegen kommt. Es ist von keinem geplant: Es geschieht eben. Und es geschieht, was wir nicht wollen. Auch wenn wir in der Zwischenzeit die Erfahrung machen konnten, dass – auch durch besonne Politik – die Ausbreitung der Krankheit hier im Griff ist und unser Land – vorerst zumindest – von katastrophalen Verhältnissen bewahrt geblieben ist, ist das eine sehr tiefgreifende Erfahrung: Plötzlich bin ich ausgeliefert. Ich! Von Menschen, denen es so geht, hört man doch sonst nur aus den Nachrichten. Plötzlich bin ich betroffen, wo ich doch dachte, das so etwas alles so weit weg ist von mir, dass die theoretische Betrachtung und entfernte Betroffenheit reicht. Ich weiß, dass das bei vielen Unsicherheit, bei einigen sogar Ängste auslöst. Schnell fühlt man sich gottverlassen.
In – anders – aber auch turbulenten Zeiten, in denen die Zukunft den Menschen entgegen bringt, was sie gar nicht wollen, spricht Jesaja diese Zusage über Gottes Begleitung und Gegenwart: Die Dinge geschehen. Aber ein Blick in den Himmel reicht, um sich zu vergegenwärtigen, dass das Leben mehr ist als unsere stoffliche Realität. Und – ich zumindest erlebe es so – es ist gut, glauben zu können, dass dieses „Mehr“ sich nicht nur für mich interessiert, sondern liebend auf mich blickt. Das bewahrt mich nicht vor jedem Unbill des Lebens, aber es bewahrt mich in allem: Vor der Vermutung, dass meine Existenz niemanden interessiere.
Leben ist mehr, als wir auf dieser Erde kennen. Wir kommen aus Gottes Sphären, wir werden wieder dahin zurück kehren. - Und in unserer Erden-Lebenszeit interessiert er sich brennend für uns (inter esse = dazwischen sein). ER hat uns die Fähigkeit zur Lebensfreude und Spiritualität mitgegeben, damit wir gerüstet sind, gerne im Leben zu stehen – auch in Corona-Zeiten, auch wenn uns Sorgen oder sogar Ansteckung erwischen. Wahrscheinlich geht es den meisten wie mir: Wie immer im Leben ist wieder mal alles miteinander verheddert: Das Schöne und das Schwere. Natürlich hat das Pilger-Kloster, das ich leite, jetzt finanzielle Sorgen. Die Saison wird – wenn es so weiter geht – komplett ausfallen, die Nebenkosten aber bleiben. Ich habe also durchaus Sorgen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ich habe auch schöne Tage in unserem ländlichen Anwesen bei diesem sonnigen Frühlingswetter und bin – weil momentan nicht so im Zeitdruck – sehr offen für das Erwachen der Natur, beobachte, wie die Vögel auf den noch kahlen Bäumen Nester bauen und anfangen zu brüten. Ja, mir geht gerade das Herz über. So übersetzt Gott in diesem Jahr Ostern in mein Gemüt. Ich möchte Sie einladen, gerade wenn Sie so das eine Schwere oder die andere Last drücken sollte: Halten Sie Augen, Nase, Ohren und Sinne offen für das Schöne, das Tröstende, das Erfreuende, das Gott bestimmt auch für Sie an der einen Stelle oder in der anderen Situation bereit hält. Die Corona-Problematik wird ja nicht kleiner davon, wenn wir uns Fröhlichkeit, Genießen und Dankbarkeit verbieten. Wir machten es ja nur uns selbst schwerer. Wir dürfen das, ja wir sollen das sogar tun: Uns am Leben freuen, auch und gerade in angespannten und ernsten Zeiten.
Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden. … Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja
Amen.
Andacht zu Markus 14,3-9 Palmsonntag am 5.4.2020 in Brüel
Weil eine Frau Jesus liebt, gibt sie ihm alles was sie sich leisten kann. Sie kommt dem lebendigen Jesus hautnah, indem sie ihn mit kostbarem Nardenöl einsalbt. Es ist ihr Beweis von Wertschätzung, denn Jesus ist es ihr wert.
Manchmal wird viel Geld für Blumen, einen teuren Sarg, eine teure Bestattung ausgegeben, obwohl die Person während seines Lebens, diese Zuwendung, die schönen Blumen, die liebende Zuwendung, fast nie bekommen hat.
Wie sieht es mit unserer Wertschätzung und Liebe für unsere Familie aus? Mit welcher Liebe und Anerkennung begegnen wir unseren Schwestern und Brüder in Christus, unsere Mitbürger oder den Fremden Besucher? Muss der andere wirklich erst sterben bevor mein Herz aus Stein weich und liebend wird, ich meinen nächsten mit den gnädigen Augen Jesu sehen kann, versöhnlich werden kann?
Unser Leben ist kurz, und könnte im jetzt und hier viel schöner gestaltet werden, wenn wir uns doch nur von der Gnade und Liebe Jesu infizieren lassen. Gott der Vater hat in Jesus alles gegeben, damit wir befreit werden von unserem harten Herz aus Stein. „ Denn also hat Gott die Welt geliebt, das er seinen eingeborenen Sohn gab, auf das alle die an ihn glauben, nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben.“(Joh. 3,16)
Die Karwoche erinnert uns daran, dass Jesus alles für uns gegeben hat, weil wir es ihm wert sind. Er ist aus Liebe zu uns ans Kreuz gegangen, damit die Liebe und Gnade Gottes für uns eine Wirklichkeit wird, die wir doch so harte Herzen haben.
Als Christen sind wir befreit vom harten Gesetz das Auge um Auge und Zahn um Zahn fordert. Lasst uns unsere Herzen aus Stein an Jesus abgeben und sein weiches Herz der Gnade, Liebe und Wertschätzung zu uns nehmen. Was können wir unseren Lebenden jetzt tun und geben, weil sie es uns wert sind, weil sie kostbar sind? Wie viel Zeit haben wir noch, genau das zu tun? Amen.
Herr Jesus schenke mir ein liebendes Herz,
damit unser gemeinsames Leben schön wird.
Ehepartner, Kinder, Großeltern, Familie,
Kollegen, Mitarbeiter, Mitbürger, Fremde.
Schenke mir die Gnade,
dem Anderen zu verzeihen wo er/sie mich verletzt haben.
Schenke mir Augen die meinen Nächsten als wertvoll erkennen.
Hilf mir loszulassen, damit ich meine Mitmenschen segnen kann.
Amen.
In herzlicher Verbundenheit
Pastor Schröder
Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; 5 er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. (Epheser 1,4-6)
In diesen unsicheren Zeiten frage ich mich: Wer bin ich auf dieser Welt, in diesem Universum? Es hilft mir, wenn ich mir immer wieder klar mache, dass ich ein einzigartiges und geliebtes Kind Gottes bin. Keiner hat meine Fingerabdrücke, keiner ist genau wie ich, und doch sieht und kennt Gott mich, so klein und unbedeutend ich auch im Angesicht des Universums erscheine. Ich bin ihm wichtig und das gilt jedem Menschen auf dieser Erde. Jeder Mensch, mit seiner unverwechselbaren Kombination an Eigenschaften, Gaben, Kenntnissen, Fähigkeiten, Persönlichkeit ist notwendig, denn jeder hat seinen einzigartigen Platz im Reich Gottes hier auf Erden zu erfüllen.
Als Kinder Gottes sind wir berufen, alle Völker wertschätzend als Gottes Geschöpf zu achten. Das bringt alle auf Augenhöhe. Auch das Corona Virus bringt uns alle auf die gleiche Ebene, denn wir sind alle gleich anfällig für diese Krankheit, die sich weltweit verbreitet und unser Leben einschränkt. Selbst der britische Ministerpräsident von England, Herr Boris Johnson ist erkrankt. Da hat der Brexit nichts bewirkt.
Wie wird die Welt sich verändern, wenn die Corona Pandemie vorbei ist? Wird es mehr Liebe unter allen Völkern geben? Wird der Zusammenhalt in Deutschland und weltweit besser werden? Werden wir uns mehr um die Schwachen und Armen kümmern?
Gott liebt uns alle gleich, er macht keinen Unterschied, alle Menschen sind kostbar für ihn. Wenn wir dem zustimmen, dann werden wir unser Leben so gestalten, dass es allen Menschen auf dieser Welt besser geht. Lasst uns darauf achten, dass wir unser Leben nach dem Prinzip der Liebe ausrichten, und nicht auf Kosten anderer, oder unserer einen Welt. Was dem Nächsten gut tut, das tut auch mir gut und gibt Gott, unserem Schöpfer, der uns alle liebt, die Ehre.
Himmlischer Vater, hilf mich mein Leben so zu leben, damit es allen Mensch besser geht.
Hilf mich auch die zu lieben und zu akzeptieren,die ich bisher als unerträglich empfunden habe, weil sie so anders sind.
Hilf mir allen zu helfen, die in der Not sind. Amen.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Pastor Rupert Schröder
Andacht zu Jesaja 53,1 zum Sonntag Lätare am 24.03.2020 in Brüel.
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Wenn du durch Wasser gehst will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen.“
Unser Leben wird in vielen Hinsichten durch das Corona Virus stillgelegt. Das ist frustrierend, weil wir unser Leben umstellen müssen. Unsere Möglichkeiten werden begrenzt. Wir können nicht mehr in den Urlaub fahren, oder ins Restaurant essen gehen, nicht mehr zur Schule gehen, viele Termine werden abgesagt, keine Feiern in großer Runde und vieles mehr. Wir müssen uns mit dem einfachen, in kleiner Runde zuhause zufrieden stellen, und das alles damit die Infektionsketten gebrochen werden können.
Noch weiß ich von keinem Infizierten hier in Brüel und Umgebung, aber wenn ich höre, dass bis zu 600 Menschen täglich in Italien an Corona sterben, dann macht es mir Angst wie es bei uns in den nächste Wochen zugehen wird. Wie wird mein Körper auf dieses Virus reagieren? Meine erste Reaktion ist: Aktion! Wir müssen was tun die Situation in den Griff zu bekommen! Wir müssen die Bedrohung beseitigen! Wir müssen kämpfen!... Aber gegen wen? Ein unsichtbares Virus das sich in menschlicher Gesellschaft autonom verteilt?
Nein. Nun ist Ruhe, Zurückhaltung, Abstand, möglichst viel zuhause bleiben, angesagt. Nur so können die Infektionsketten begrenzt werden. Aber zur Ruhe kommen ist schwer. Wir sind doch eine Leistungsgesellschaft. Unsere Anerkennung wird streng mit unserer Leistung verbunden. Nun auf einmal bricht dieses System zusammen. Ich springe aus meinem Hamsterrad heraus und komme ganz langsam zur Ruhe. Auf einmal fange ich an das Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich frage mich was wichtig ist in meinem Leben. Was hat Bestand in meinem Leben? Wofür lebe ich?
Ich lasse mich von Gottes Wort trösten: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Wenn du durch Wasser gehst will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen.“
Ja, und wenn ich auch sterben sollte, so bin ich trotzdem bei Gott gut aufgehoben. Er kennt mich bei meinem Namen und ich gehöre zu ihm. Ich brauche keine Angst zu haben. Ich darf in ihm ruhen. Er ist mein festes, unendliches, Fundament auf dem ich stehe und mein Leben begründet ist.
Mein Herr und Gott
Danke, für das Leben was du mir heute geschenkt hast.
Danke, dass ich das Leben mit neuen Augen sehen kann.
Sei mit denen, die an Corona erkrankt sind und um ihr Leben kämpfen.
Sei mit uns, die zur Ruhe kommen müssen, und unser Leben neu ordnen müssen.
Schenk uns das Vertrauen,
dass du immer ganz nah bei uns bist, uns siehst, uns kennst und für uns sorgst.
Amen.
In geschwisterlicher Verbundenheit.
P. Schröder